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Von: Kathrin Rosendorff
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Die Tochter der Schauspiellegende Romy Schneider präsentierte am Samstag bei Open Books ihr sehr persönliches Buch „Die Schönheit des Himmels“. Biasini erzählt wie sehr sie darunter litt, dass ihre eigenen Erinnerungen der Mutter nur „Blitzlichter,“, unzusammenhängende Bilder wie gemeinsame Frühstücke im Bett, seien.
Als Sarah Biasini die Bühne in der Evangelischen Akademie betritt, sind alle Blicke auf sie gerichtet. Einige machen Fotos, aber ansonsten ist es in den Minuten vor Beginn der Lesung still, andächtig wie in einer Kirche. Das Publikum schaut fasziniert die Tochter von Romy Schneider an. Denn ihre „obere Gesichtshälfte“, wie Biasini selbst sagt, ähnelt so sehr ihrer 1982 verstorbenen Mutter. Das kantige Kinn habe sie von ihrem Vater Daniel Biasini.
Die französische Schauspielerin ist am Samstagabend nach Frankfurt zum Lesefest „Open Books“ gekommen, um ihr erstes Buch „Die Schönheit des Himmels“, das gerade auf Deutsch erschienen ist, dem Publikum zu präsentieren. In Frankreich ist es bereits Anfang des Jahres auf den Markt gekommen.
Heike Ehlert ist extra vom Bodensee angereist. Wie die meisten im Saal mochte sie die Schauspiellegende Romy Schneider sehr. „Und wann hat man mal die Gelegenheit, ihre Tochter live zu sehen?“ Wenn die 44-Jährige, die ihrer blonden, welligen Haare natürlich trägt, lächelt, ist sie ihrer Mutter besonders ähnlich. Sie ist jetzt ein Jahr älter als ihre Mutter, die mit nur 43 Jahren starb. Biasini war damals viereinhalb Jahre alt. Biasini, die in Paris und Avignon auf den Theaterbühnen steht, entschuldigt sich gleich zu Beginn: „Es tut mir leid, ich spreche nicht sehr gut Deutsch“. Sie fährt auf Französisch fort: „Ich habe als Teenager dagegen rebelliert, Deutsch zu lernen. Ich sagte: Mit wem soll ich sprechen? Heute ärgere ich mich.“
Selbst ihre Stimme ähnelt der ihrer Mutter. Romy Schneider habe französisch mit ihr gesprochen. Mit ihrer deutschen Großmutter, Magda Schneider, habe sie ein distanziertes Verhältnis gehabt. Als eine Schauspielerin auf der Bühne aus dem Buch vorliest, hat Biasini oft Tränen in den Augen. Es berühre sie sehr, ihre Zeilen in der Muttersprache von Romy Schneider zu hören. Später beim Signieren haben Fans auch Bilder von Romy und ihr dabei. Sie signiert nur die Fotos, auf denen sie selbst zu sehen ist. Auf dem Buchcover ist ein Foto von Biasini als kleines Mädchen mit Romy Schneider im Pool zu sehen. Die Mutter hebt sie hoch, küsst sie zärtlich auf den Mund. „Das Foto hat der Bruder meines Vaters in Ramatuelle in Südfrankreich aufgenommen“, erzählt Biasini.
Es ist ein sehr berührendes Buch: Ein Brief, den sie an ihre Tochter Anna Rosalie (3) richtet. Den Zweitnamen Rosalie habe sie gewählt, weil Biasinis Lieblingsfilm ihrer Mutter „Cesar und Rosalie“ sei. Sie habe das Buch angefangen zu schreiben, als sie erfahren habe, dass sie ein Mädchen bekomme. Sie wollte ihre eigene „Tochter-Mutter-Beziehung“ regeln, bevor sie selbst Mutter wurde. Biasini erzählt, wie sehr sie darunter gelitten habe, dass ihre Erinnerungen an die Mutter nur „Blitzlichter“, unzusammenhängende Bilder wie gemeinsames Frühstücken im Bett, seien.
Besonders gerührt ist sie, als sie beschreibt, wie sie im Mai 2017 den Anruf erhalten habe, dass Unbekannte den Grabstein der Mutter auf dem Friedhof von Boissy-sans-Avoir, rund 40 Kilometer südwestlich von Paris, mit einem Brecheisen eingeschlagen hätten, um ihn vom Sockel zu lösen. „Selbst im Tod will man sie noch ruinieren.“
Biasini erzählt, dass die Erwachsenen ihr als Vierjährigen die Beerdigung der Mutter nicht hätten zumuten wollen. Aber sie habe dies 2017 nachgeholt. „Ich begrabe meine Mutter erneut, ich bezahle für ihr Begräbnis, und all das spielt sich diesmal im engsten Kreis ab.“ Kurz darauf wird sie nach jahrelangen vergeblichen Versuchen schwanger. Sie sieht eine Verbindung.
Berühmte Weggefährten
Biasini erzählt am Abend, wie sie sich habe überwinden müssen, auf berühmte Weggefährten ihrer Mutter wie den Schauspieler Alain Delon, mit dem Schneider verlobt war, oder Michel Piccoli zuzugehen, um mehr über ihre Mutter zu erfahren. „Ich habe mich geschämt, dass ich so wenig von meiner Mutter wusste. Ich fühlte mich wie ein Welpe, der sich ans Bein klammert.“ Auch spricht sie über den Verlust ihres Halbbruders David, der wenige Monate vor der Mutter bei einem Unfall mit 14 Jahren starb. Biasini betont, sie selbst sehe sich aber nicht als Waise.
Das Buch ist gleichzeitig eine Liebeserklärung an ihre Großmutter Monique, die Mutter ihres Vaters. Biasini ist nicht nur ihre erste Enkeltochter. „Meine Großmutter wird 1982 zum dritten Mal Mutter, in dem Jahr, ab dem sie mich wie ihre eigene Tochter lieben wird (…). Meine Mutter ist gerade gestorben.“ Ihre Großmutter habe sie mit einem Übermaß an Liebe überschüttet.
Die Beschreibung ihrer mittlerweile 89 Jahre alten Großmutter amüsiert das Publikum sehr. „Wahrscheinlich raucht sie ihre zweite Zigarette des Tages, es ist 9 Uhr 50. Ihr Ernährungsplan ist ebenfalls bemerkenswert. Wurst, Vollmilchschokolade mit Haselnüssen, Brote mit Salzkristallbutter aus Guérande. Diese Kombination aus Tabak und Lebensmitteln, ihre 89 Jahre und 38 Kilos machen sie in unseren Augen zu einem Übermenschen. Einem Vorbild für uns alle.“