„The Boogeyman“: Kritik zum Kinostart (2025)

Table of Contents
Fazit Bewertung

„Wovor haben Sie Angst? … Wovor haben Sie wirklich Angst?“. Eine Frage, die von Will Harpers Überraschungsgast zur Therapiestunde nur spärlich beantwortet werden kann, obwohl ihm der Terror ins Gesicht geschrieben steht. Basierend auf der Kurzgeschichte von Stephen King inszeniert Regisseur Rob Savage mit „The Boogeyman“ einen Horrorfilm, dessen wahrer Horror entgegen der Erwartung nicht unmittelbar in der Dunkelheit des Kleiderschranks zu finden ist. Vielmehr entspinnt sich neben der lauernden Kreatur ein tief sitzendes unverarbeitetes Familientrauma, das der genreerfahrene Regisseur („Host“ und „Dashcam“) atmosphärisch wirksam auf die Leinwand überträgt.

von Madeleine Eger

Erst vor Kurzem haben Will Harper (Chris Messina) und seine beiden Töchter Sadie (Sophie Thatcher) und Sawyer (Vivien Lyra Blair) ihre Mutter durch einen Autounfall verloren. Der Verlust sitzt tief und Trauer erfüllt das Familienleben, aber Will schafft es nicht, den Schmerz gemeinsam mit seinen Kindern zu verarbeiten. Stattdessen fokussiert er sich auf seine Arbeit als Therapeut, die er in Praxisräumen ausübt, die zum großen Familienhaus gehören. Nichtsahnend steht eines Tages plötzlich Lester Billings (David Dastmalchian) vor seiner Tür und bittet um ein Gespräch. Der Mann, der beschuldigt wird, seine drei Kinder ermordet zu haben, erzählt Will von einem Fluch und einer übernatürlichen Kreatur, die für die unnatürlichen Tode verantwortlich sein soll. Als Lester sich kurz darauf im ehemaligen Atelier von Wills Frau das Leben nimmt, scheint sich in den dunklen Schatten des Hauses etwas einzunisten, das es auf die Kinder und zu allererst auf die Jüngste Sawyer abgesehen hat. Noch glauben aber weder Will, noch Sadie an eine Bedrohung. Doch schon bald müssen sie feststellen, dass in den Schatten eine sehr reale Gefahr lauert …

Nächtliche Einsamkeit, knarrende Türen, die Dunkelheit unterm Bett und die Furcht vor Monstern in den Ecken des eigenen Zimmers: Fast schon Standardzutaten für einen Horrorfilm und bekanntes Terrain für erprobte Genrefans. In der Hinsicht ist „The Boogeyman“ wahrlich keine große Überraschung. Schließlich beginnt der Film schon mit diesem recht standardisierten Setting, in dem verschlossene Türen sich von selbst wieder öffnen und hilflose Kinder die ersten Opfer der manipulativen Kreaturen sind. Was die „A Quiet Place“ Autoren Scott Beck, Bryan Woods (zuletzt auch für das Sci-Fi Abenteuer „65“ verantwortlich) und Mark Heyman dann allerdings aus der knappen Vorlage aus den 70er-Jahren herausholen, ist umso bemerkenswerter und sicherlich unter anderem ein Grund, weshalb der Film, dem lediglich eine Auswertung im Streaming bevorstand, nach viel positiver Resonanz doch den Weg ins Kino fand.

„The Boogeyman“: Kritik zum Kinostart (1)

Denn das Kernstück von „The Boogeyman“ ist nicht das Grauen selbst, das über lange Zeit zwar nur sehr schemenhaft im Dunkeln zu erkennen ist, aber dennoch für den ein oder anderen unbequem unheimlichen Moment sorgt, sondern vielmehr das zugrundeliegende Familiendrama. Die Figuren bekommen hier ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit und Charaktertiefe, sodass man zum einen mit ihnen fiebert und gleichwohl starke schauspielerische Leistungen vorfindet, wie es selten in Horrorfilmen der Fall ist. Obwohl David Dastmalchian lediglich einen kurzen Auftritt zu Beginn des Films hat, kann er in diesem Moment mit seiner Darstellung eines zutiefst verstörten und verzweifelten Vaters den Raum nicht nur mit Hilflosigkeit, sondern ebenso mit spürbarem Unbehagen und Angst erfüllen. Nicht zuletzt ist auch Sophie Thatcher („Yellowjackets“) als die trauernde Jugendliche, deren Freunde sich von ihr distanziert haben und die versucht, ihrer kleinen Schwester eine Stütze zu sein, unglaublich gut und überzeugend.

Neben dem tollen Schauspielensemble hat „The Boogeyman“ auch mit der hochwertigen Inszenierung noch ein weiteres Ass im Ärmel. Herausstechen tut hier nicht nur das Sounddesign, sondern vor allem die Kameraarbeit von Eli Born („Hellraiser“, „Super Dark Times“) und das gekonnt eingesetzte Spiel mit Licht und Schatten. Langsame Kameraführung gepaart mit wenigen Lichtquellen schüren fortlaufend Spannung und setzten die richtigen Akzente, um das drohende Unheil möglichst lange im Dunkeln zu lassen. Obwohl einige Szenen so nicht im erwartbaren Jumpscare enden und Situationen damit atmosphärisch aufeinander aufbauen können, kommt „The Boogeyman“ letztendlich doch nicht ohne typische Schreckmomente aus, die vor allem im letzten Drittel leider sehr generisch und austauschbar sind. Auch dramaturgisch kann der letzte Akt nicht mehr mithalten, sodass der finale Spannungsbogen und die Konfrontation als Höhepunkt des horrorummantelten Familiendramas spürbar enttäuschend ausfällt.

Fazit

Insgesamt betrachtet erfindet „The Boogeyman“ das Genre sicherlich nicht neu, stützt sich dabei doch zu sehr auf alt gediente Horrorelemente, die besonders gegen Ende nicht mehr überzeugen können. Nichtsdestotrotz fällt der Film mit seiner hochwertigen Inszenierung und den tollen Schauspielern mehr als positiv auf und bietet bis zum kraftlosen Finale eine zuweilen hervorragend schauderhafte Atmosphäre, die „The Boogeyman“ allemal sehenswert macht.

Bewertung

Bewertung: 7 von 10.

(68/100)

Bilder: © 2023 20th Century Studios

„The Boogeyman“: Kritik zum Kinostart (2)

„The Boogeyman“: Kritik zum Kinostart (2025)
Top Articles
Latest Posts
Recommended Articles
Article information

Author: Maia Crooks Jr

Last Updated:

Views: 5391

Rating: 4.2 / 5 (43 voted)

Reviews: 82% of readers found this page helpful

Author information

Name: Maia Crooks Jr

Birthday: 1997-09-21

Address: 93119 Joseph Street, Peggyfurt, NC 11582

Phone: +2983088926881

Job: Principal Design Liaison

Hobby: Web surfing, Skiing, role-playing games, Sketching, Polo, Sewing, Genealogy

Introduction: My name is Maia Crooks Jr, I am a homely, joyous, shiny, successful, hilarious, thoughtful, joyous person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.